Inspiriert vom deutschen Mietshäuser Syndikat und dem österreichischen habiTAT haben wir uns 2015 zusammengeschlossen, um auch in Tschechien gemeinsam Immobilien dem Markt zu entziehen und aus ihnen Orte des gemeinschaftlichen, solidarischen Wohnens zu machen sowie öffentliche Räume für Aktivismus und Kultur zu schaffen, die allen zugänglich sind und die möglichst frei von ökonomischen Zwängen sind.
Unsere Gruppe gründete sich 2015 und wir verbrachten einige Jahre damit, eine passende Rechtsstruktur auszuarbeiten und Finanzierungsmöglichkeiten zu finden. 2021 konnte dann die Prager Gruppe Vlastovka dank eines Kredits der Berliner Stiftung Umverteilen ein Haus im Viertel Weißer Berg kaufen, das Wohnraum für ca. 16 Personen bieten wird. 2022 kam Racek dazu, eine Gruppe, die in Děčín, komplett aus Direktkrediten finanziert, eine alte Villa gekauft hat und bewohnt. 2024 konnte mit Sdileny prostor ein Veranstaltungsraum im Prager Viertel Holesovice dem Markt entzogen werden.
Racek und Vlastovka sind soziale Genossenschaften, Sdilene Prostor gehört einem hierfür gegründeten Verein. Die Menschen, die in den Projekten wohnen, bzw. im Veranstaltungsraum aktiv sind, besitzen die Immobilien also nicht. Sie zahlen eine möglichst günstige Miete, mit der die Kredite abbezahlt werden und neue Projekte finanziell unterstützt werden können.
Aufgabe der Dachorganisation Sdilene domy ist es, den Verkauf der Immobilien zu verhindern und damit sicherzustellen, dass die Häuser Commons bleiben. Außerdem beraten wir neue Projekte und unterstützen uns gegenseitig. Und die Einzelprojekte geben einen kleinen Teil der Mieteinnahmen ab, damit wir perspektivisch neue Projekte auch finanziell etwas unterstützen können.
Rechtsstruktur
Unsere Rechtsstruktur schafft etwas, was erstmal so in unserem auf Eigentum ausgerichteten Rechtssystem nicht vorgesehen ist. Sie schafft Commons: selbstorganisierte Verwaltung statt Eigentum. Die Dachorganisation Sdilene domy hat die Rechtsform eines Vereins. Sie ist Mitglied in jedem unserer Projekte, welche vornehmlich soziale Genossenschaften sind, der Veranstaltungsraum in Prag ist ein Verein. Die Mitgliedschaft von Sdilene domy bedeutet, dass Sdilene domy 25% des Stimmanteils in den Projekten hält. Für Verkauf und Satzungsänderung sind jedoch 80% der Stimmen der Mitglieder notwendig. Damit blockiert Sdilene domy, dass die Immobilien verkauft würden und so wieder Teil der Wohnmarktspekulation würden. Mitglieder bei Sdilene domy sind wiederum die einzelnen Projekte sowie auch teilweise die Mitglieder der Projekte. Sie kontrollieren sich somit gegenseitig.
Die Rechtsform der sozialen Genossenschaft haben wir gewählt, weil es hier anders als bei Wohngenossenschaften keine Verknüpfung von Wohneinheiten mit Genossenschaftsanteilen geben kann, mit denen in Tschechien genauso gehandelt werden kann wie mit Wohneigentum. Die Genossenschaftsanteile sind also finanziell symbolischer Natur. Die Immobilien werden über Kredite und Direktkredite finanziert, die nicht mit dem Wohnrecht zusammenhängen. Wer bei uns wohnt, muss also kein Kapital mitbringen.
